Kuratiert von Olaf Stüber und Jaro Straub
Die Reihe KINO SIEMENSSTADT geht in einem zwölfwöchigen Online-Programm der Frage nach, wie sich die Themen Raum und Architektur im Bereich Künstlerfilm und Video widerspiegeln. Wie gelingt es der zeitgenössischen Kunst, die Geschichte und die Geschichten der Stadt in Bilder zu übersetzen und wieweit kann sie dabei den aktuellen Diskurs über (historische) Architektur weiterführen, auch und gerade wenn die Intention über das rein Dokumentarische hinausgeht.
Programm #5, Freitag 26. Juni, ab 18:00h
Anja Kirschner & David Panos
The Empty Plan (2010) 78 min
Programm #3, Freitag 12. Juni, ab 18:00h
Amie Siegel
The Architects (2014) 33 min
KINO SIEMENSSTADT vom 29. Mai 2020 bis 20. August 2020.
Der Titel KINO SIEMENSSTADT nimmt Bezug auf das ehemalige Filmtheater in der Nonnendammallee 96 in direkter Nachbarschaft von SCHARAUN – interdisziplinärer Projektraum für Kunst und Architektur. Als eines von zwei Kinos in Siemensstadt stellte es von 1931 bis 1962 eine der wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten für die Siemens-Arbeiter*innen und ihre Angehörigen dar. Heute werden hier keine Filme mehr gezeigt. Wie so viele Kinos musste es einem anderen Zweck weichen, derzeit bietet der Textildiscounter KIK dort seine Ware an.
Das Szenario des bedrohten, womöglich bereits untergehenden Filmtheaters gibt es nicht erst seit Corona. Schon vorher beklagten die Kinos einen eklatanten Rückgang nicht nur der Besucher*innenzahlen sondern auch qualitativ hochwertiger Filme. Der Shutdown in den letzten Wochen scheint den Trend noch verstärkt zu haben: einige der Neuproduktionen machten erst gar nicht mehr den „Umweg“ über das Kino, sondern landeten direkt bei Netflix und Co. Das Kino Siemensstadt wird nicht das letzte sein, das einem Discounter weichen musste.
Aber auch die Kunstszene und nicht zuletzt SCHARAUN mit KINO SIEMENSSTADT öffnen sich, gedrängt durch Zugangsbeschränkungen zu realen Ausstellungsräumen und des nicht mehr vorhandenen Kinos, für neue Versuchsfelder, um auszuloten, inwieweit Kunstpräsentation auch im Internet in Form eines simulierten Kinos möglich ist. Das Bewegtbild – Künstlerfilm und Video – scheint sich hier besonders anzubieten, nachdem sich die Konsument*innen in den letzten Jahren zunehmend an Streamingdienste gewöhnt haben. Die Frage, die noch zu beantworten bleibt: Funktioniert das wirklich auch im Kunstkontext?
Jaro Straub, Leiter des Projektraums SCHARAUN, hat Olaf Stüber eingeladen, mit ihm gemeinsam eine Programmreihe zusammenzustellen mit einem Schwerpunkt – es liegt nahe – auf Architektur und die Stadt. Eröffnet wird die Reihe am Freitag, 29. Mai um 18h mit zwei Filmen von Anri Sala. Der Film „Long Sorrow“ von 2005, gefilmt im 18. Stock eines Wohngebäudes im Märkischen Viertel in Berlin, bildet eine filmische Blickachse zu der modernen Siedlungsarchitektur in Berlin-Siemensstadt, in deren Räumen sich SCHARAUN befindet. Die Filme werden für sechs Tage online auf www.scharaun.de abrufbar sein, bevor der Countdown zum nächsten Programm einsetzt.
Im wöchentlichen Turnus folgen bis Ende August Filme von: Filipa César, Ofir Feldman, Nina Fischer & Maroan el Sani, Dani Gal, Andy Graydon, Claire Hooper, Anja Kirschner & David Panos, Nina Könnemann, Knut Klaßen & Carsten Krohn, Korpys/Loeffler, Sophie Nys, Mario Pfeifer, Anri Sala, Amie Siegel, Verena von Beckerath, Shingo Yoshida und Tobias Zielony.