SIEDLUNG SIEMENSSTADT
Die Großsiedlung mit Mietwohnungen für bis zu 5000 Menschen wurde zwischen 1929 und 1931 als sozialer Wohnungsbau von unterschiedlichen Architekten realisiert, unter anderem von Walter Gropius und Hugo Häring. Geleitet wurde die Planung vom Stadtbaurat Martin Wagner, während Scharoun den städtebaulichen Gesamtplan ausarbeitete. Die Entscheidung für den Zeilenbau war allerdings eine kollektive. Im südlichen Teil der Siedlung, gegenüber des Siemenswerks, realisierte Scharoun drei Gebäudezeilen um eine trichterförmige Platzanlage und bezog dort auch selbst eine Wohnung.
Aufgrund der Schiffsmotive wurde einer der Baublöcke später „Panzerkreuzer“ genannt. Das Schiffsartige wird nicht nur durch die Form und Detaillierung, sondern auch durch den membranhaften Charakter der Außenwand suggeriert, da sich die Wand an den mit Rundungen aus- greifenden Balkonen und der bekrönenden „Kommandobrücke“ als eine extrem dünne Haut zeigt. Der von Scharoun selbst bewohnte Wohnungstyp zeichnet sich durch einen doppelseitig belichteten Wohnraum aus. Das Sonnenlicht fällt morgens durch ein kastenartiges Blumenfens- ter und abends durch eine Loggia herein.
Die stark durchgrünte Siedlung war als Gegenmodell zur typischen Berliner Blockrandbebauung mit Seitenflügeln, Quergebäuden und Hinterhöfen konzipiert. „Statt dessen sollen Straße, Haus und Garten gleichberechtigt nebeneinander stehen, jedes selbstständig, eines das andere stützend. Also: Anstelle von Straße und Straßenbild parkähnliche Grünlandschaft“, argumentierte Scharoun und forderte, dass „sich Haus gegen Landschaft und Landschaft gegen Haus zu behaupten imstande ist“. Diese Überlegungen kulminierten später in seinem Konzept der „Stadtlandschaft“ als Antithese zum historischen Stadtgrundriss.