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Timm Rautert

Der konzeptuelle Fotograf, Bildjournalist und ehemalige Hochschullehrer Timm Rautert arbeitete immer wieder in Industrieunternehmen. Automobilfabriken, Flugzeugbau, Waffenproduktion, Computer- und Chipherstellung oder die Arbeit im Großkrankenhaus sind Themen seiner Bildserien. Rauterts Beobachtung des Wandels der Arbeitswelt und des allmählichen Verschwindens des Menschen aus den Produktionsabläufen untersucht die Möglichkeiten der fotografischen Darstellbarkeit. „Die Intelligenz des Werks findet ihren physiognomischen (darum fotografierbaren) Ausdruck nicht mehr in der gigantischen Symbiose von anorganischer Maschinerie und den organischen Körpern der Arbeiter“, schreibt Hartmut Böhme in Gehäuse des Unsichtbaren: Fotografien von Timm Rautert zur dritten industriellen Revolution (1992). In diesem in den 1980er Jahren begonnenen und 2021 in eine Doppelprojektion überführten Werkkomplex entwickelte Rautert eine hochartifizielle Bildsprache, um hyperkomplexe Maschinen sowie Menschenleere und extreme Reinheit der Fabrikation zu erfassen. Denn „nicht der Mensch muß vor den Maschinen, die Maschinen müssen vor den Menschen geschützt werden.“ Geprägt von Überwachungsmonitoren und Fertigungsautomaten, die den Blick auf Arbeitsvorgänge und Produkte verwehren, stellt die Unsichtbarkeit vor allem der digitalen Prozesse die Industriefotografie in Frage.