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10. Juli 2021

Talk über Motion Studies mit Andreas Bunte, Tom McCarthy & Anette Rose

Andreas Bunte

Tom McCarthy

Anette Rose

SCHARAUN lädt ein zum Abschluß der Online Filmreihe KINO SIEMENSSTADT Der Komplex Arbeit & Finissage der Ausstellung Anette Rose Techno Textiles


Samstag, 10. Juli 2021 von 16h bis 21h
Motion Studies >>> Talk um 18h
Andreas Bunte, Tom McCarthy, Anette Rose

Scharaun, Jungfernheideweg 4, 13629 Berlin


Andreas Bunte nutzt filmische Strategien, die im Kontext von wissenschaftlichen Bewegungsstudien, Anthropologie oder Forensik entwickelt wurden, um das Zusammenspiel von Technologie, Architektur und dem menschlichen Körper zu untersuchen. Er wird einige seiner neueren Arbeiten vorstellen.

Der Schriftsteller Tom McCarthy liest aus seinem demnächst erscheinenden Roman "The Making of Incarnation“ (September 2021), einer Longue-Durée-Studie über Körper in Bewegung, die die heutigen Motion-Capture-Techniken bis hin zu den Gilbreths, Marey und darüber hinaus zurückverfolgt.

Anette Rose spricht über ihre Installation „Captured Motion“, die sich auf frühe Studien von Lilian E. und Frank B. Gilbreth bezieht und anhand von Video, High-Speed, Motion Capture und Diagrammen implizites Wissen sichtbar macht.

10 min Kurzeinführungen jeweils gefolgt von einem Gespräch über Bewegungsforschungen.

Der Talk "Motion Studies" beginnt mit dem Kapitel der frühen experimentellen Industriefilme von Lillian E. und Frank B. Gilbreth (U.S.A).
Andreas Bunte, Tom McCarthy und Anette Rose sind in ihrer künstlerische Arbeit unabhängig voneinander immer wieder auf die Gilbreths aufmerksam geworden. Für Frank Bunker Gilbreth (1868-1924), einem Unternehmensberater, ging es bei den Filmstudien mit Cyclegraphen (Foto: Motion efficiency study, 1914) schlicht um die Verbesserung der Effizienz von sich stetig wiederholenden Aufgaben. Zusammen mit seiner Frau und Berufspartnerin Lillian Evelyn Gilbreth (1878-1972), einer Arbeitspsychologin, stellten sie verschiedene Forschungsapparate für Zeit- und Bewegungsstudien auf, aus denen sich fast ein Jahrhundert später das bekannte digitale Motion Capturing entwickelte. Dieses Effizienzverfahren wurde oft dafür kritisiert, dass es die Leistungen von Fabrikarbeiter*innen rationalisierte und damit die Arbeit unmenschlich machte, aber die Gilbreths' waren in ihrem Denken mitfühlender als einige andere Vertreter des wissenschaftlichen Managements, da unter anderem eines ihrer Ziele darin bestand, unnötige Ermüdung am Arbeitsplatz zu reduzieren. Ihr Leben war auch in anderer Hinsicht außergewöhnlich; Zusammen mit ihren zwölf Kindern waren sie 1950 und 2003 Gegenstand zweier Hollywood-Filme, die beide auf dem 1948 erschienenen Buch "Cheaper by the Dozen" ihrer beiden Kinder Frank B. Gilbreth, Jr. und Ernestine Gilbreth Carey basieren.

Anette Rose, Captured Motion, 2016, 3-Kanal Video Installation
Andreas Bunte, Still aus Laboratory Life, 2017 - 12 Filme mittels QR codes zugänglich über Poster, courtesy the artist
Motion efficiency study von Frank Gilbreth, c. 1914. Sammlung: National Museum of American History